Köln – Bonn

Am nächten Morgen ging es früh los, diesmal packe ich das Zelt noch etwas feucht ein. Mal sehen. Mein Ziel für heute sollte Bad Honnef sein.

Wieder fuhr ich an schwerer Industrie vorbei und so langsam kann ich an nichts anderes mehr denken, als an die Energie, die in diesem Gebiet erzeugt wird. Wenn Deutschland eine Zelle wäre, dann wäre das Ruhrgebiet zusammen mit den großen Städten am Rhein die Mitochondrien. Selbstverständlich wäre es eine tierische Zelle, weil es ja keine Zellwande gibt. Berlin der Zellkern und Hamburg der Golgi-Apparat.

Bereits ab Wesseling zogen dunkle Wolken auf. Ich fuhr schneller. In Bad Honnef hatte ich vor Wochen ich in einem Waldverein einen Stellplatz für mich organisiet, weil ich dort oben in den Bergen die Sommersonnenwende verbringen wollte. Also am Ende meiner Tour stand an dem Tag noch eine Bergauffahrt an, die ich im Trockenen absolvieren wollte.

In Bonn angekommen, war es windig und dunkel. Ich beschloss kurze Hand in das Hotel zu gehen, in dem ich vor einem halben Jahr zu einem Kongress von der Arbeit aus war. Sie hatten noch ein (überteuertes) Zimmer und ich buchte gleich für zwei Nächte. Kaum war ich angekommen und habe mich binnen weniger Minuten im gesamten Zimmer ausgebreitet, kamen die ersten Regentropfen. Aber dabei blieb es dann auch. Das angekündigte Unwetter blieb aus.

Ich fuhr mit dem Rad durch die Stadt, war ein Eis essen und meine Essensreserven auffüllen. Es war toll, sich eine fremde Stadt mit dem Rad anzueignen. Ich fuhr mit den Bonner Radströmen und gehörte dazu, war Teil eines Mittwochs Nachmittag dieser Großstadt.

Am darauffolgenden Tag arbeitet ich im Hotelzimmer, während draußen der Regen versuchte ein Unwetter zu sein. So richtig konzentrieren konnte ich mich nicht, denn am Abend wollte ich mit dem Zug nach Bochum fahren, um die Literature Performance ja heißt ja und … von Carolin Emcke zu besuchen. In Schwerin kaufte ich das Buch, das ich bis zu dem Abend bereits zwei Mal las. Ich sah es von ihr performt und konnte erleben, wie ein Publikum auf die Worte reagierte und musste hin und wieder Momente mit anderen teilen, die ich zuvor allein durchlebte.

Ich mag ihre anschauliche Sprache und ihre direkten Worte. Ja, es ist keine Belletristik, aber es berührt mich jedes Mal. Nach der Vorstellung reihte ich mich brav in die Signierschlange ein. Unbedingt wollte ich ihr die Hand geben und ihr für ihre klaren Gedanken und Bücher danken. Schon ganz lange war das mein Wunsch. In dieser Nacht erfüllte ich ihn mir!

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2 Kommentare bei „Köln – Bonn“

  1. Es ist cool, zu wissen, dass meine Lehrerin so aktiv ist 😛
    Großartig!

  2. Oh schön nochmal in der Rückschau zu lesen, Ich muss gestehen dass ich im ersten Teil fast nichts verstanden habe 🙂

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