Für mich ist Pflege der menschliche Teil der Medizin. Pflegen hat mit Helfen zu tun. Helfen, gesund zu werden. Im Sterbeprozess helfen. Ängste nehmen. Ich kann bei anderen auch für ein besseres Verständnis für den eigenen Körper sorgen, indem ich erkläre, wie was zusammenhängt. Selbst ich als Azubi werde nach einem Arztgespräch gefragt, was das bedeutet.
Ich mein das nicht abwertend, aber es ist wie Mamasein. Ich bin nicht mal Mutter, daher kann ich das gar nicht wissen, aber es geht ja um Begleitung und Fürsorge und Unterstützung im Leben. Und in der Pflege bin ich ja auch da und unterstütze in der noch bleibenden Selbstständigkeit. Ich wasche ja nicht einfach nur jemanden, sondern ich unterstütze darin, dass sich eine Person selbst waschen kann. Vor allem das Dasein und Zuhören sind zwei wichtige Komponenten. Wenn jemand sagt „ich hab Angst vor der OP morgen“ oder „ich habe heute erfahren, dass ich Krebs habe“ oder „können Sie bitte meine Frau anrufen und ihr Bescheid sagen, dass….“, dann ist es gut, wenn jemand da ist.
Und der Beruf hat ja auch nicht nur mit Leid zu tun. Es sind ja auch die schönen Dinge, wie eine Geburt.
Pflege ist wie eine warme, beschützende Hand, die auch mal kalt sein kann.
Ich wünsche mir, dass mehr darauf aufmerksam gemacht wird, was Pflege eigentlich beinhaltet. Wenn ich auf einer Party bin und gefragt werde, was ich mache, sage ich Krankenschwester. Da fängt es ja schon an. Wenn ich sage ich bin oder ich lerne Gesundheits- und Krankenpflege, dann gucken mich die Leute komisch an, weil sie das nicht kennen. Aber trotzdem, wenn sie hören, ich arbeite in der Pflege, dann ist es für die meisten nur Intimpflege und Medikamente stellen. Aber es ist ja viel mehr. Dadurch – und das ist jetzt mein Eindruck – dass so viele nicht wissen, was das beinhaltet, denken viele, es ist nur waschen und darauf haben sie keine Lust oder sie haben Angst vor diesem Körperkontakt. Dabei ist es ja nicht nur das und der körperliche Kontakt kann richtig schön sein. Es müssen dafür nur gute Voraussetzungen geschaffen werden und man muss da langsam herangeführt werden. Und was ich auch überhaupt nicht nachvollziehen kann, ist, wenn Leute sagen, Ärzte sind viel wichtiger als Pflegende. Da sag ich, nein, es gibt da kein „wichtiger, als“. Ich mein, wir sind doch beide voneinander abhängig und brauchen uns gegenseitig. Man kann im Krankenhaus auf einer peripheren oder einer Intensivstation arbeiten, im OP, auf einer Kinderstation, in der ambulanten Pflege oder im Reha-Zentrum. Man kann sich selbstständig machen, in Arztpraxen, in der Pädagogik oder in der Forschung arbeiten. Man kann auch ins Ausland gehen. Da ist – glaub ich – für jeden was dabei und es könnte vielen Menschen Spaß machen.
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